New York City - the city that never sleeps

 

Obwohl die Insel Manhattan mit nur 59 km² nur einen winzigen Teil des 785 km² umfassenden Stadtgebietes von New York City ausmacht, wird sie oft mit der gesamten Stadt identifiziert. Wer New York sagt, meint Manhattan, wer nach New York reist, hält sich nahezu ausschließlich in Manhattan auf, denn alles, was man landläufig mit New York assoziiert, liegt in Manhattan: Empire State Building, World Trade Center, Central Park, Metropolitan Opera, Broadway ... . Liebe oder Hass - New York kennt keine Zwischentöne. Aber auch diejenigen, die sich für die Liebe entschieden haben, müssen nicht zwangsläufig die Augen vor ihren negativen Seiten verschließen. So sind wohl auch die Beinamen New Yorks wie "wunderbare Katastrophe", "schönes Desaster" oder "Stadt der Städte" entstanden. Die Stadt selbst entstand als Handelsstützpunkt der niederländischen Ostindien-Kompanie mit dem Namen Nieuw Amsterdam. 1626 kaufte Peter Minuit, Gouverneur dieser Siedlung, den Manhatto-Indianern mit Glasperlen, Knöpfen und ähnlichem Tand im Wert von ca. 24 Dollar die Insel Manhattan ab. 1664 übernahmen die Engländer die Siedlung und benannten sie nach dem Herzog von York, New York. Während des Unabhängigkeitskrieges (1776-1783) war die Stadt von britischen Truppen besetzt, ab 1785 war sie für 5 Jahre Hauptstadt der neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika. Die Einwohnerzahl stieg nun stetig an und erhöhte sich mit den großen Einwandererwellen im 19. Jahrhundert dramatisch. Räumlich wuchs die Stadt in dieser Zeit so stark, dass 1898 New York City mit den fünf Stadtteilen Manhattan, dem ursprünglichen New York, Brooklyn, Bronx, Queens und Staten Island geschaffen wurde. Heute leben in New York City fast 9 Millionen Menschen, 1,5 Millionen davon in Manhattan, wo die Bevölkerungsdichte mit über 26.000 Einwohnern pro Quadratkilometer am größten ist. Allerdings ist der Großraum von New York ein Ballungsgebiet mit fast 24 Millionen Menschen und allen Problemen, die eine solche Metropole mit sich bringt: Obdachlose, Kriminalität, Drogenprobleme und Rassenkonflikte. Die soziale Diskrepanz in New York ist immens: Hier leben die Reichsten der Reichen und die Allerärmsten, wobei für die Mittelschicht, die keinem der beiden Extreme angehört, bald kein Platz mehr sein wird. Je größer New Yorks Bedeutung als internationales Finanz- und Dienstleistungszentrum wird, je mehr Stellen in Kleinfabriken verloren gehen, desto unausweichlicher ist der Weg zur Zwei-Klassen-Gesellschaft vorprogrammiert. Ein Viertel aller New Yorker und zwei Fünftel der Kinder der Stadt leben bereits unterhalb der Armutsgrenze.

Freitag, 30.11.2018: Der Kielius um 16:15 Uhr hat fast eine halbe Stunde Verspätung, bringt uns aber ohne Probleme zum Flughafen. Etwa 15 Minuten brauchen wir zu Fuß zu unserem Hotel, dem Leonardo Inn. Wir machen es uns im Zimmer gemütlich und sehen noch etwas fern. Um 22:00 Uhr ist Bettruhe angesagt.

Samstag, 01.12.2018: Um 3:30 Uhr beendet der Wecker die Nacht. Wir duschen, packen und bekommen sogar noch ein kleines Frühstück. Unser Gepäck werden wir schnell los und an der Sicherheitskontrolle ist auch nicht viel los. Wir sind rechtzeitig am Gate und fangen an, die im Hotel heruntergeladene Zeitung zu lesen. Der Flug startet pünktlich und nach nur 45 Minuten landen wir in Amsterdam. Nach einer automatischen und einer manuellen Passkontrolle schlendern wir über den Flughafen, trinken einen Café Latte und sind zwei Stunden vor Abflug am Gate. Wir kommen pünktlich los und mit Essen, etwas Schlafen und Filmen aus dem individuellen Bordprogramm verkürzen wir uns die Flugzeit. Eine gute Stunde vor der Landung gibt es noch einem Imbiss und so haben wir diese acht Stunden einigermaßen schadlos überstanden. Um 13:00 Uhr Ortszeit landen wir auf dem Flughafen JFK in New York. Eine gute Stunde später haben wir die Einwanderungs- und Zollformalitäten erledigt und fahren mit Air Train und U-Bahn nach Brooklyn. Um 16:00 Uhr sind wir in unserem Hotel, dem Hampton Inn Brooklyn Downtown. Nach dem Auspacken gehen wir zu einem kleinen Supermarkt in der Nähe und kaufen noch etwas ein. Anschließend essen wir auf dem Zimmer noch eine Kleinigkeit, gehen unter die Dusche und zeitig ins Bett. Die sechs Stunden Zeitunterschied fordern ihren Tribut.

Sonntag, 02.12.2018: Der Tag begrüßt uns mit trübem Wetter und Regen. Das ideale Wetter für einen Museumsbesuch. Wir entscheiden uns für das Salomon R. Guggenheim-Museum am Ostrand des Central Parks. Mit der U-Bahn fahren wir bis zur 86. Straße und erreichen nach einem kurzen Fußmarsch das Museum. Das Guggenheim Museum der Moderne besteht seit 1939, doch erst seit 1959 wurde das berühmte Gebäude nach Plänen von Frank Lloyd Wright eröffnet. Im Inneren der schneckenförmigen Rotunde findet sich eine spiralförmige Rampe Richtung Glaskuppel. Die Ausstellung Hilma af Klint „Paintings for the Future“ nimmt fast die gesamte Rotunde ein. Zu den Glanzpunkten von Guggenheims Sammlung zählen Werke von Kandinsky, Klee, Chagall, van Gogh, Gauguin, Manet und 32 Arbeiten von Picasso. Knapp 2 Stunden verbringen wir im Guggenheim Museum und machen anschließend einen kleinen Abstecher in den Central Park. Trotz des trüben Wetters spiegelt sich die Skyline im Jacqueline Kennedy Onassis Reservoir, der größten Wasserfläche des Central Parks. Mit einem Bus fahren wir die Fifth Avenue südwärts, vorbei am Rockefeller Center und dem Empire State Building. In der 34. Straße steigen wir wieder in die U-Bahn und fahren zum Hotel zurück. Nach über 6 Stunden sind wir etwas fußlahm und dankbar für eine Verschnaufpause im Hotelzimmer. Nach Einbruch der Dunkelheit machen wir uns noch einmal auf den Weg und fahren mit der U-Bahn eine Station zur High Street und gehen von dort aus auf die 1883 fertig gestellte Brooklyn Bridge, die älteste Brücke der Stadt. Sie war 20 Jahre lang die größte Hängebrücke der Welt und galt als technisches Meisterwerk. Von der Brücke aus haben wir einen phantastischen Blick durch die Stahltrossen der Brücke auf die Skyline von Manhattan und auf die benachbarte Manhattan Bridge. Ohne den Nieselregen wäre die Aussicht sicherlich noch grandioser gewesen. Anschließend essen wir noch eine Kleinigkeit in der Nähe der Brücke. Die U-Bahn fährt dann leider aufgrund von Wartungsarbeiten nicht mehr, so dass wir zu Fuß zurück zum Hotel gehen müssen. Nach insgesamt fast 13 km auf den Straßen von New York sind wir um kurz vor 20:00 Uhr wieder im Hotel. Wir sehen noch etwas fern und fallen dann ins Bett. Hoffentlich bessert sich das Wetter bis morgen.

Montag, 03.12.2018: In der Nacht sorge ich mit Hustenanfällen für Unruhe. Offensichtlich ist meine Erkältung doch noch nicht ganz überstanden. Dafür hat sich das Wetter gebessert und New York begrüßt uns mit Sonnenschein und blauem Himmel. Mit der werktags völlig überfüllten U-Bahn fahren wir zum Rockefeller Center. Unser Ziel ist die Radio City Music Hall, 1932 als größte Bühne der Welt mit fast 6.000 Plätzen eröffnet. Aufwendig im alten Art-déco-Glanz renoviert und mit einer gigantischen, denkmalgeschützten hydraulischen Bühne ausgestattet, wurde die Radio City Music Hall 1999 nach 20jähriger Pause wieder eröffnet. Wir haben Tickets für die legendäre, seit 1925 aufgeführte 90-minütige Weihnachtsrevue „Christmas Spectacular“ mit den Rockettes, einer 80-köpfigen Tanztruppe. Wieder einmal stellen die Amis eindrucksvoll unter Beweis, dass sie etwas vom Showbusiness verstehen. Rund um das Rockefeller Center ist mächtig viel los und wir kämpfen uns durch das Gewühl, um uns den großen Weihnachtsbaum mit seinen rund 26.000 elektrischen Kerzen und den Eislaufplatz auf der Sunken Plaza anzusehen. An der Fifth Avenue werfen wir noch einen Blick auf die St. Patrick‘s Cathedral und besteigen dann wieder die U-Bahn. Unser Ziel ist die 1976 in Betrieb genommene Roosevelt Island Tramway, die Roosevelt Island mit Manhattan verbindet. Aus der Gondel der Seilbahn haben wir einen schönen Blick auf den East River und die Skyline der Stadt. Wieder per U-Bahn erreichen wir unser nächsten Ziel, den High Line Park im ehemaligen Schlachthofviertel in Chelsea am Hudson River. Dabei handelt es sich um eine ungewöhnliche Promenade auf einer 1929 bis 1934 als Stahlviadukt erbauten Hochbahntrasse, die seit ihrer Vollendung 2014 auf rund 2,5 km mehrere Stadtviertel quert und bis zur 34th Street reicht. Zurück in Brooklyn essen wir auf dem Weg zum Hotel eine Kleinigkeit und kaufen in einem Supermarkt noch etwas ein. Nach acht Stunden und über 10 km Fußmarsch sind wir wieder auf unserem Zimmer.

Dienstag, 04.12.2018: Wir beginnen unseren heutigen Tag an der Südspitze Manhattans, wo wir vom Whitehall Ferry Terminal mit der kostenlosen Fähre nach Staten Island fahren. Die 25-minütige Überfahrt bietet herrliche Ausblicke auf der Skyline von Manhattan, die Freiheitsstatue und Ellis Island. Die 46 m hohe Freiheitsstatue, ursprünglich hieß sie "Statue of Liberty Enlightening the World", kam als Geschenk nach Amerika, gestiftet von Frankreich, das damit seine Begeisterung für die Amerikanische Revolution ausdrücken wollte. Die Franzosen sahen in der Unabhängigkeitsbewegung "die Vollendung der Französischen Revolution jenseits des Atlantiks". Initiator der Aktion war der Rechtswissenschaftler Edouard de Laboulaye, ausgeführt wurde die Arbeit vom Bildhauer Frédéric Auguste Bartholdi, Gustave Eiffel konstruierte das Gerüst im Inneren. In Stücke zerlegt und in 200 Kisten verpackt, trat die Dame ihre Reise über den Atlantik an und fuhr 1885 in den Hafen von New York ein. Ein Jahr später hatten die New Yorker die Bedingung der Franzosen erfüllt und mit Hilfe von privaten Spendengeldern ein würdiges Podest für die Freiheitsstatue geschaffen. Am 28. Oktober 1886 wurde die Freiheitsstatue im Rahmen eines großen Festaktes enthüllt. Und dann geschah etwas Seltsames: vielleicht hing es mit ihrem Standort zusammen, so exponiert im Hafenbecken, so hoch über dem Ozean und den Masten der Schiffe, vielleicht mit der Pose, dem wie zum Gruß erhobenen Arm, jedenfalls dauerte es nur wenige Jahre bis der ursprüngliche Bedeutungsgehalt der Figur vergessen war. Was von den Franzosen als Symbol der Völkerfreundschaft und der gemeinsamen Freiheitsliebe gedacht war, wurde bald nur noch als Inkarnation der Freiheit amerikanischer Prägung gesehen, als Markenzeichen des Einwanderungsstaates. Aus der "Freiheit, die die Welt erleuchtet" wurde die "Mutter der Emigranten", die Einwanderer aus aller Welt mit den in den Sockel eingemeißelten Worten begrüßte: "Bring mir Deine Müden, Deine Armen, Deine geduckten Massen, die sich nach Freiheit sehnen, den elenden Abfall Deiner überfüllten Küsten, schick sie mir, die Heimatlosen vom Sturm Gebeugten. Ich erhebe mein Licht neben der goldenen Pforte!" Über 16 Millionen Menschen zogen wischen 1892 und 1954 durch dieses offene Tor; ihnen ist ein Museum, das Statue of Liberty Museum im 1. Stock des Sockels der Freiheitsstatue gewidmet. Ellis Island ist eine kleinen Insel, auf der die Einwanderungswilligen bis in alle Einzelheiten befragt und untersucht wurden. Die "Müden und Armen" sahen dieser Inspektion mit Schrecken entgegen, denn die Realität war ganz anders, als es das lyrische Versprechen im Sockel der Statue weismachen will. Gesetze, die je nach dem Ansturm und der politischen Situation im Lande verändert wurden, verwehrten Schwächlichen, Kranken, politisch nicht Genehmen und völlig Mittellosen den Zutritt in das Land der Freien. Wer die Prüfung nicht bestand, wurde auf der Insel festgehalten und mit dem nächsten Schiff zurückgeschickt. Nach einer Stunde sind wir wieder zurück und spazieren durch den Battery Park vorbei am Castle Clinton in Richtung World Trade Center. An die Terroranschläge von 2001 erinnert das National 9/11 Memorial. Wo die Zwillingstürme das World Trade Center standen, stürzt nun Wasser in die Tiefe, auf den Rändern der beiden Bassins sind die Namen der 2983 Opfer eingraviert. Hier steht auch die beim Einsturz der Zwillingstürme beschädigte Skulptur „The Sphere“ von F. König an, die die Erde symbolisiert. Die eindrucksvolle Kulisse bildet das neue One World Trade Center mit 541 m Höhe. Das Gebäude ist einer der schönsten und teuersten Bahnhöfe der Welt: Oculus nennt sich der neue Verkehrsknotenpunkt direkt neben Ground Zero, der mit sieben Jahren Verspätung fertig wurde und fast vier Milliarden Dollar gekostet hat. Wie ein Vogel breitet der weiße Neubau neben den hohen Wolkenkratzern des neuen World Trade Center seine Schwingen aus: Oculus nennt sich die Verkehrsdrehscheibe, die den Zugang zu elf U-Bahn-Linien in Lower Manhattan ermöglicht. Direkt dahinter steht die Trinity Church, eine 1846 fertig gestellte Kirche im neogotischen Stil. Lange Zeit war sie das höchste Gebäude der Stadt, wird aber heute von den Wolkenkratzern des Finanzdistriktes fast erdrückt. Die U-Bahn bringt uns zum Times Square mit seinen Leuchtreklamen, Riesenbildschirmen und Livetickern. Wir gehen die 42. Straße entlang, bummeln über den Weihnachtsmarkt im Bryant Park und beenden unseren Spaziergang mit Grand Central Station und Chrysler Building. Grand Central Terminal, der 1913 fertig gestellte Bahnhof ist ein Prachtexemplar der Beaux-Arts-Architektur. Auch wenn er heute nur noch für den Nahverkehr genutzt wird, Grand Central gehört nach wie vor zu den größten Bahnhöfen der Welt. Auf zwei Ebenen unterhalb der riesigen Bahnhofshalle liegen die Bahnsteige und 67 Schienenstränge, auf denen täglich fast 600 Züge ein- und ausfahren. Nur einen Block weiter östlich steht das Chrysler Building, dessen eigenwilliger Turm mit seiner Stahl verkleideten Bogenpyramide zu den künstlerischen Höhepunkten der Skyline New Yorks gehört. Mit diesem Gebäude wollte sich der Autohersteller Walter P. Chrysler ein Denkmal setzen; es war bei seiner Fertigstellung 1930 mit 319 m das höchste Gebäude in New York, musste diese Ehre aber wenige Monate später an das Empire State Building abtreten. Von hier aus fahren wir zurück zum Hotel, wo wir nach sieben Stunden und fast 11 km ankommen. Nach einer kurzen Verschnaufpause essen wir im Restaurant des Hotels zu Abend.

Mittwoch, 05.12.2018: An der Rezeption bestellen wir uns für morgen früh ein Taxi zum Flughafen La Guardia, da es mit Gepäck in der überfüllten U-Bahn nahezu unmöglich ist überhaupt in den Zug zu kommen. In der Erwartung einer unendlich langen Besucherschlange machen wir uns auf den Weg zum Empire State Building, einem der berühmtesten und bekanntesten Bauwerke der Welt. Dieser 1931 fertig gestellte, 443 m hohe Wolkenkratzer besitzt zwei Aussichtsplattformen, eine im 86. Stock auf 320 m Höhe und eine weitere im 102. Stock auf 381 m Höhe. Zu unserer Überraschung ist nicht sehr viel los und wir können ohne Wartezeit hinein. Der Blick auf die Skyline Manhattans ist sehr beeindruckend, allerdings mit fast 60 Dollar pro Person für beide Plattformen auch kein Schnäppchen. Wir lassen uns viel Zeit und genießen die herrliche Aussicht. Am Fuße des Empire State Building erreichen wir die Fifth Avenue, die Hauptachse Manhattans und in weiten Teilen noch immer eine der nobelsten Adressen New Yorks. Hier befindet sich die New York Public Library, ein bombastisches, 1911 aus weißem Marmor errichtetes Beaux-Arts-Gebäude, das über 51 Millionen Medien enthält. Vorbei am Rockefeller Center und der St. Patrick ́s Cathedral erreichen wir das Museum of Modern Art, kurz MoMA genannt. Wir stärken uns zunächst im Café des Museums mit einem Café Latte und einem Muffin, ehe wir uns auf den Weg durch die Ausstellung machen. Zur Sammlung gehören Werke von Cézanne, Monet, Matisse, Rousseau, Van Gogh, Chagall, Beckmann, Pollock, De Kooning, Lichtenstein, Beuys, Bacon, Warhol, Koons, Dali und Picasso. Nach dem Rundgang durch das Museum sind wir ziemlich erschöpft und machen uns auf den Rückweg zum Hotel. Auf dem Weg essen wir in einem Mexican Grill zu Abend und machen es uns anschließend auf dem Zimmer bequem. Ich packe schon einmal meine Sachen zusammen, damit es morgen etwas schneller geht. Nach über 40 km zu Fuß und diversen U-Bahn-Kilometern haben wir alle unsere Ziele erreicht und New York hat uns, wie schon bei unserem ersten Besuch vor 22 Jahren, wieder sehr gut gefallen. Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist allerdings noch viel krasser geworden. Menschen versorgen sich mit Lebensmitteln aus den Mülleimern in der U-Bahn und andere fahren in noblen Karossen über die Fifth Avenue. Es ist auch ein wirklich teures Pflaster und die vielen Besuchermassen und langen Warteschlangen sind kein Vergnügen. Als einer der „echten“ Weltstädte unseres Planeten ist diese Anziehungskraft andererseits natürlich auch verständlich.

Donnerstag, 06.12.2018: Um kurz nach 09:00 Uhr kommt unserer Chauffeur und eine halbe Stunde später sind wir am Flughafen La Guardia (35 $). Die Taschen sind wir schnell los und nach einer sehr gründlichen Sicherheitskontrolle haben wir noch genug Zeit zum Zeitung lesen. Wir starten etwas verspätet und haben aus dem Flugzeug noch einmal einen herrlichen Blick auf Manhattan, den East River, Queens und Brooklyn. Die Flugroute folgt der Ostküste südwärts und so haben wir immer wieder schöne Ausblicke auf die Atlantikküste. Eine halbe Stunde früher als geplant landen wir in Orlando, unsere Taschen warten schon auf dem Laufband auf uns und mit einem Taxi fahren wir zu unserem Hotel, dem Rosen Inn at Pointe Orlando. Beim Auspacken stelle ich fest, dass mein Schloss an der Tasche fehlt. In der Tasche finde ich einen Zettel der Transportation Security Administration (TSA), auf dem steht, dass meine Tasche aus Sicherheitsgründen geöffnet wurde. Dazu musste das Schloss angeblich geknackt werde, obwohl es sich um ein extra TSA-Schloss gehandelt hat - die spinnen die Amis. Mit Sandalen und leichter Jacke gehen wir zum nahegelegenen Shopping Center, dass aber nichts für uns ist. Im Plaza Garden Restaurant des Hotels schlemmen wir am Dinner Buffet und bekommen auch noch den Senioren-Rabatt - was will man mehr. Nebenbei waschen wir unsere Wäsche und können so morgen frisch durchstarten.

 

Florida – The Sunshine State

 
Dieses südlichste Anhängsel an den nordamerikanischen Kontinent, heute ein Mekka für Touristen, war nicht immer so begehrt. Kaum 100 m aus dem Meer herausragend und durchsetzt von unzähligen Flüssen und Seen, war dieses tropisch-subtropische Land berühmter für seine tropischen Krankheiten als für seine Strände. Die Natur hat Florida für ein Urlaubsparadies bestens ausgestattet: Die Palette reicht von den tropischen Inseln der Keys im Süden bis zu den Wäldern Nordfloridas. Dazwischen liegen die faszinierenden Sümpfe der Everglades und die Seenplatte Zentralfloridas - und natürlich Hunderte von Kilometern herrlicher Strände. Die Blüte Floridas begann Ende des vorigen Jahrhunderts mit der Verlegung der Eisenbahn in den Staat. Gleichzeitig gebaute Hotels zogen die Touristen nach Süden, das Urlaubsland Florida war entdeckt. Heute trägt die moderne Vergnügungsindustrie das ihre dazu bei Florida abwechslungsreich zu gestalten. An die einhundert, zum Teil unglaublich aufwendig gestaltete "Theme Parks" und Attraktionen sorgen für die Unterhaltung der Touristen. Dieser Aufschwung der Tourismus-Industrie, dem wichtigsten Wirtschaftszweig des Staates, ist an der Natur jedoch nicht spurlos vorübergegangen. Viele Sümpfe wurden trockengelegt und Ökologen befürchten, dass die Everglades einen dauerhaften Schaden davongetragen haben.
 
 

Freitag, 07.12.2018: Um 05:30 Uhr beendet der Wecker die Nacht. Wir frühstücken eine Kleinigkeit, die wir gestern im Laden des Hotels gekauft haben und warten ab 07:00 Uhr auf den Shuttle von El Monte. Als der auch um kurz nach 08:00 Uhr noch nicht aufgetaucht ist, rufen wir an und bekommen die Auskunft, das jeden Moment jemand kommen müsste. Eine weiter halbe Stunde später, sagt man uns bei einem zweiten Telefonat, dass wir uns ein Taxi nehmen sollen, die Kosten würden erstattet. Für 40 $ fahren wir also mit dem Taxi zur Station von El Monte. Zusammen mit dem Manager verhandeln wir, dass uns die 150 $ für den Early Pick Up komplett erstattet werden. Wir bekommen ein 25ft-Motorhome, also noch einmal einen Meter länger als eigentlich gemietet. Man will uns dann auch noch 5 $ pro Tag für den Generator berechnen. Auf Nachfrage wird die Benutzung auf Abrechnung pro Stunde ohne vorherige Gebühr umgestellt. Es ist unsere erste Anmietung bei El Monte und nach diesen Erfahrungen hält sich das Bedürfnis einer Wiederholung in Grenzen. Um kurz nach 11:00 Uhr sind wir schließlich abfahrbereit, nach wir einige Besteckteile und ein zweites Kopfkissen bekommen haben. Mit einem Meilenstand von 26.063,2 machen wir uns auf den Weg. Bei Aldi und Walmart kaufen wir unsere Erstausstattung für knapp 200 $ und machen uns auf den Weg gen Norden. Unser erstes Ziel ist der Blue Spring State Park westlich von Orange City. Ohne Probleme bekommen wir einen Stellplatz mit Stromanschluss auf dem Campingplatz des Parks und richten uns ein. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zur Quelle, aus der jeden Tag fast 400.000 m3 Wasser in den St. Johns River fließen. In dem 22 Grad warmen Wasser kann man ganzjährig schwimmen, schnorcheln und tauchen. In den Wintermonaten ziehen allerdings die vom Aussterben bedrohten Seekühe (manatees) in das warme Wasser des Quellgebietes und für Menschen ist der Aufenthalt im Wasser dann verboten. Ein schön angelegter Bohlenweg führt am Quellfluss entlang und wir können zahlreiche Manatees mit ihren Jungtieren beobachten. Diese schwerfälligen, mit den Elefanten verwandten Säugetiere schwimmen immer sehr dicht unter der Wasseroberfläche und werden daher oft von den Außenbordmotoren der Freizeitkapitäne verletzt oder sogar getötet. Der Blue Spring SP ist eines der Hauptrückzugsgebiete der Seekühe und der Parkranger erzählt uns, dass sich derzeit über 230 Manatees im Parkgebiet aufhalten. Außerdem können wir noch einige Kormorane, Fische und Hörnchen beobachten - was für ein Einstieg in unsere Florida Reise. Nach morgendlicher Frische können wir zudem in Sandalen und im im T-Shirt rumlaufen - herrlich.

Samstag, 08.12.2018: In der Nacht wird es kühl aber wir können trotzdem gut und lange schlafen. Nach dem Frühstück gehen wir noch einmal in den Park, diesmal bis zum Quellbecken der Blue Spring. Wir können einen Reiher, einen Specht, einen Kingfisher und wieder zahlreiche Manatees beobachten. Als sich die morgendliche Kühle verzogen hat, können wir den ganzen Tag in kurzen Hosen, T-Shirt und Sandalen verbringen. Nachdem wir unseren Frischwassertank aufgefüllt und entsorgt haben, machen wir uns auf den Weg. Wir beschließen nicht mehr an die Atlantikküste nach St. Augustine, sondern stattdessen auf dem Highway 40 durch den Ocala National Forest zu fahren. In einer Recreation Area machen wir eine Mittagspause und fahren bis zum Silver Springs SP. Der Hauptteil des Parks ist sehr touristisch, wir nehmen an einer gut 30minütigen Tour mit einem Glasbodenboot teil. Dabei sehen wir einige der zahlreichen Quellen, zahlreiche Schildkröten, verschiedene Fische, Wasservögel und unseren ersten Alligator dieser Reise. Der redselige Kapitän versorgt und während der Fahrt mit allerlei Informationen zum Park. So sprudeln aus den Quellen des Parks täglich über 2 Mio. m3 kristallklaren Wassers an die Oberfläche und bilden so den Silver River. Nach der Tour stärken wir uns mit einem Eis und nutzen das WLAN des Parks zum Lesen von E-Mails und Versenden von WhatsApp-Nachrichten. Auf dem im Hinterland des Parks gelegenen Campingplatz geht es wesentlich ruhiger zu und wir bekommen ohne Probleme einen schönen Platz mit Stromanschluss. Vor dem Abendessen unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang über den Platz. Zum Abschluss des Tages sehen wir uns einen Film auf dem iPad an, den ich vor der Reise bei Amazon-Prime heruntergeladen habe.

Sonntag, 09.12.2018: In den Morgenstunden fängt es an zu regnen und entwickelt sich zu einem Wolkenbruch. Uns streift wohl der Ausläufer eines Sturmtiefs, das weiter im Norden für ergiebigen Schneefall und Sturm sorgen soll. So lesen wir nach dem Frühstück noch eine Zeit lang, bis der Regen nachlässt. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg auf den River Trail, der an einem Aussichtspunkt am Silver River endet. Durch den regennassen Urwald zu spazieren hat eine ganz besondere Atmosphäre, die wir sehr genießen. Den River Field Loop können wir leider nicht mehr gehen, da er überschwemmt ist. Zurück auf dem Campingplatz machen wir uns startklar und entsorgen an der Dump Station. Wir fahren noch einmal zum Haupteingang des Parks und nutzen das WLAN um die Zeitung herunterzuladen, E-Mails zu lesen und WhatsApp-Nachrichten zu versenden. Zwischen Ocala und Gainesville liegt eine idyllische, sattgrüne Weidelandschaft, wie man sie in Florida kaum erwarten würde. Fast wie der weitläufige Park eines englischen Herrensitzes und ebenso gepflegt, mit stattlichen Eichen und sanft gewellten Wiesen. Das gute Klima und das besonders nahrhafte, mineralienreiche Gras dieser Region ist ideal für die Pferdezucht und so sieht man auf den Weiden der über 600 Gestüte viele der besten Rennpferde Amerikas grasen. Unser Ziel ist der Paynes Prairie Preserve SP südlich von Gainesville. In diesem Park leben neben zahlreichen Vögeln, darunter Weißkopfseeadler und Kraniche auch Alligatoren, Wildpferde und Bisons. Auf dem Parkplatz machen wir erst einmal eine Mittagspause und können aus dem Auto heraus eine kleine Schildkröte beobachten. Als wir sie fotografieren und filmen wollen, zieht sie sich in Ihren Panzer zurück. Da sie noch auf der Straße liegt, setzt Geli sie in den Grünstreifen außerhalb der Gefahrenzone. Nahe dem Visitor Center haben wir von einem gut 15 m hohen Aussichtsturm einen schönen überblick über weite Teile des Parks. Wir entdecken in weiter Ferne einige Kraniche, Wildpferde und Bisons können wir leider nicht entdecken. Auf dem Wacahoota Trail gehen wir durch den Urwald zurück zum Auto. Auf dem Puc Puggy Campground des Parks haben wir den angeblich letzten nicht reservierten Stellplatz bekommen und machen uns nach einer Verschnaufpause noch einmal zu Fuß auf dem Weg zum Lake Wauberg. Hier können wir Weißkopfseeadler, Schwarzgeier und Schlangenhalsvögel beobachten.

Montag, 10.12.2018: In der Nacht kühlt es kräftig ab - wahrscheinlich eine weitere Folge des Sturmtiefs. Dafür ist das Regengebiet jetzt wohl endgültig durchgezogen. Als wir den Campingplatz verlassen sehen wir am Straßenrand zwei Maultierhirsche. Wir fahren auf dem Highway 441 weiter in Richtung Gainesville, machen aber noch zwei weitere Stopps im Paynes Prairie Preserve SP. Der 4 km lange Bolen Bluff Trail führt durch urwaldähnliche Vegetation an das sumpfige Ufer des Alachua Lake. Hier können wir drei Wildpferde beobachten, zum Filmen und Fotografieren sind sie allerdings zu weit entfernt und im Gestrüpp verborgen. Ein Northern Harrier (Weihe) läßt sich dafür auf die Speicherchips bannen. Am Ecopassage Oberservation Boardwalk führt ein Steg mit Aussichtsplattform auf dem See hinaus. In Gainesville ergänzen wir unsere Vorräte und kaufen bei Walmart ein paar Sachen ein, darunter ein neues Schloß für meine Reisetasche. Ohne weitere Unterbrechung fahren wir weiter zum Manatee Springs SP. Dieser State Park hat uns schon auf unserer großen Nordamerika-Reise besonders gut gefallen und darf daher auf auch auf dieser Reise nicht fehlen. Nachdem wir unseren Stellplatz auf dem sehr schön im Wald gelegenen Campingplatz bezogen haben, gehen wir zu den Manatee Springs. Die Quellen speisen den Suwannee River mit über 5.000 Liter kristallklarem und konstant 22° C warmen Wasser pro Sekunde. Wir folgen dem Quellfluss auf einem hölzernen Steg bis zur Einmündung in den Suwannee River. Wir können ein Manatee im Fluss entdecken und wir sehen mehrere Wasserschildkröten und zahlreiche Geier. Auf dem Rückweg zu unserem Stellplatz sehen wir auf dem Parkplatz noch einige Maultierhirsche und werden auch auf unserem Platz von diesen scheuen Tieren erwartet.

Dienstag, 11.12.2018: In der Nacht ist es wieder sehr kühl und als wir beim Frühstück sitzen, beobachten wir einige Maultierhirsche, die an unserem Stellplatz vorbei ziehen. Wir machen uns auf den North End Trail, einen Naturlehrpfad mit Erklärungen der verschiedenen Pflanzen und geographischen Besonderheiten. Der Weg ist eine Kombinationen aus verschiedenen Trails, die in einer großen Schleife durch das nördliche Parkgebiet führen. Bis auf einen Radfahrer sind wir allein unterwegs und genießen die Natur. Wir sehen uns die Nachbildung einer Hütte der Seminole Indianer an, die ursprünglich im heutigen Parkgebiet beheimatet waren und machen an einem kleinen Teich eine kurze Pause. Nach knapp acht Kilometern und drei Stunden sind wir wieder am Auto. Wir können an unserem Campingtisch draußen sitzen und unsere Mittagspause in der Sonne genießen. Da wir im Quellbecken zwei Manatees gesehen haben, beschließen wir es mit einem Bad im 22° C warmen Wasser zu versuchen. Mir GoPro und wasserdichtem Fotoapparat „bewaffnet“ machen wir uns auf den Weg und haben tatsächlich Glück. Zuerst bekomme ich die Seekühe vor die Linse meiner Kamera und dann macht Geli sich mit der GoPro auf. Diese gemütlichen Tiere einmal direkt in ihrem Element hautnah zu erleben ist ein echtes Highlight. Zurück im Camper wärmen wir uns erst einmal auf und machen uns vor dem Abendessen noch einmal auf den Weg zu Quelle. Wir nutzen das WLAN des Shops zum Lesen und Versenden von E-Mails und WhatsApp-Nachrichten. Auf dem Bohlenweg gehen wir noch einmal am Quellfluss entlang. In der Dämmerung gehen wir zurück zum Auto und laufen wieder einigen Maultierhirschen über den Weg. Was für ein herrlicher Tag im Manatee Springs SP, zum Glück haben wir hier gleich für zwei Nächte gebucht. Wir beenden den Tag mit einem Film aus unserem iPad-Kino.

Mittwoch, 12.12.2018: Wir verlassen den Park und unternehmen einen Abstecher nach Cedar Key, einer den Küstensümpfen vorgelagerten, über Brücken erreichbaren Insel. Unterwegs sehen wir die ersten Flamingos und in Cedar Key unsere ersten Pelikane dieser Reise. Der alte Hafenort liegt inmitten eines ausgedehnten Natur- und Vogelschutzgebietes und bietet ein Bild nostalgischer Verträumtheit. Die zweihundertjährige Inselgeschichte ist hier ein Teil des täglichen Lebens und bei einem Spaziergang durch die schmalen Straßen des Ortes glaubt man, die Zeit sei stehen geblieben. Man erlebt ein Florida, wie es vor 50 Jahren war. Uns hat der beschauliche Ort gut gefallen und der Abstecher hat sich für uns gelohnt. Nach einem kurzen Stück auf dem Highway 19 verlassen wir die Küstenstrasse wieder. In Dunnellon kaufen wir noch etwas ein, darunter eine Rolle Duck Tape um unseren Sewer-Schlauch zu reparieren. Der Schlauch hat ein. Loch, was beim Dumpen zu einer großen Sauerei führt. Eigentlich hätte man das bei El Monte merken und den Schlauch austauschen müssen. Wir beziehen einen Stellplatz im Rainbow Springs SP. Hier liegt der Campingplatz etwas abseits der eigentliche Quelle, bietet aber einen Zugang zum aus der Quelle entstehenden Rainbow River und einen schönen Nature Trail. Wir reparieren zunächst unseren Abwasserschlauch mit Duck Tape, essen eine Kleinigkeit und machen uns dann auf den Weg zum Fluss und auf den Nature Trail. Das Wetter hat sich gebessert und die Jacken können wieder im Auto bleiben. Die Rainbow Springs speisen den gleichnamigen Fluss mit über 2 Mio. m3 kristallklarem Wasser täglich. Nach 10 km mündet der Rainbow River bei Dunnellon in den Withlacoochee River. Für eine Kanutour zu den Quellen ist es heute zu spät, so werden wir uns die Quellen morgen ansehen. Auch hier sind die Stellplätze wieder sehr schön und anders als vor 22 Jahren mit sämtlichen Anschlüssen (Strom, Wasser und Abwasser) ausgestattet. Dafür ist die Nacht hier mit 33,30 $ auch schon recht teuer. Im Manatee Springs haben wir für zwei Nächte, auch mit allem Komfort, 43 $ bezahlt. Unsere damalige 15-monatige Rundreise wäre heute deutlich teurer.

Donnerstag, 13.12.2018: Die Nacht ist schon wesentlich milder als die Nächte davor und über Tag kehren auch die T-Shirt-Temperaturen wieder zurück - herrlich. Wir beginnen unseren Tag mit einem Besuch der eigentlichen Rainbow Springs. Mitten in einer schönen Parkanlage liegt das große Quellbecken mit Badepool. Wir spazieren durch den Park und genießen die Landschaft und die Ausblicke auf die Quelle und den Fluß. Auch einige Hörnchen und ein Reiher lassen sich beobachten. In Dunnellon tanken wir (Verbrauch gut 26 Liter auf 100 km), kaufen noch etwas ein und nutzen das WLAN des Supermarktes zum laden der Zeitung, lesen von E-Mails und Versenden von WhatsApp-Nachrichten. Über den Highway 488 kommen wir wieder an die Küste und besuchen bei Crystal River den Archaeological State Park. Ausgrabungen beweisen, dass hier schon 500 v. Chr. Menschen lebten. Auf ein religiöses Zentrum der frühen indianischen Bewohner der Golfküste weisen sechs Hügel (Indian Mounds) hin. Das kleine Museum des Parks präsentiert prähistorische Werkzeuge, Töpferwaren und Kunstgegenstände. Ein 9-minütiger Film versorgt uns mit Informationen, bevor wir uns im Park umsehen. Auf dem Highway 19 fahren wir südlicher Richtung weiter. In Hudson finden wir Platz auf einem kommerziellen Campingplatz, der überwiegend von Dauerbewohnern oder langfristigen Snowbirds, Bewohnern der der kalten Nordstaaten, die vor dem Schnee fliehen, belegt ist. Wie viel schöner sind doch die naturnahen Campingplätze in den State Parks, auf denen wir bislang übernachtet haben. Wir nutzen die Gelegenheit und waschen unsere Wäsche.

Freitag, 14.12.2018: Die Nacht ist wieder sehr mild und am frühen Morgen fängt es an zu regnen. Der Regen nimmt immer mehr zu, bis es schließlich schüttet. Wir nutzen das WLAN des Platzes zum Laden der Zeitung und Lesen von E-Mails. unser erstes Ziel ist Tarpon Springs, das 1876 von A.P.K. Safford, einem früheren Gouverneur Arizonas gegründet wurde. Griechische Schwammtaucher fanden hier um die Jahrhundertwende ein neues Heim und begründeten eine blühende Industrie. Kunstschwämme haben heute das Schwammtauchen zu einem weniger gefragten Gewerbe gemacht, das aber für die Menschen in Tarpon Springs immer noch sehr wichtig ist. Wie schon vor 22 Jahren, fanden wir es auch heute wieder sehr interessant durch die Schwamm-Docks zu schlendern und die griechische Atmosphäre dieses Städtchens zu genießen. Trotz des schlechten Wetters bummeln wir fast eine Stunde durch den Ort, kaufen zwei Schwämme und eine Seegurke. Auch wenn der Bereich um die Sponge Docks sehr touristisch ist, lohnt sich ein Besuch von Tarpon Springs. In Clearwater erreichen wir das nach Miami/Fort Lauderdale/West Palm Beach zweitgrößte Ballungsgebiet Floridas mit den Städten Clearwater, St. Petersburg und Tampa. Dieses Gebiet wird geprägt durch seine Lage am Golf von Mexiko und rund um den Clearwater Harbor, die Tampa und Boca Ciega Bay. Aufgrund des Wetters geben wir den Plan auf auf der vorgelagerten Inseln direkt an der Küste des Golf von Mexico, dem Gulf Boulevard, weiter zu fahren. Stattdessen fahren wir direkt ins Zentrum von St. Petersburg zum Salvador Dali Museum, der größte kulturellen Attraktion des Ballungsgebietes. Die Sammlung umfasst 94 Ölgemälde, über 100 Aquarelle und Zeichnungen, fast 1300 Grafiken, außerdem Skulpturen, Kunstobjekte, Fotografien, Dokumente und eine umfangreiche archivarische Bibliothek. Sie ist die größte Dali-Sammlung der Welt und beinhaltet alle Schaffensperioden des Malers. Zu verdanken hat St. Petersburg diese einmalige Sammlung dem Ehepaar Morse, die seit 1942 persönliche Freunde und Mäzene von Dali und Sammler seiner Werke waren. Sie stifteten ihre umfangreiche Sammlung 1980 der Bevölkerung Floridas und 1982 wurde das Dali Museum eröffnet. Die Galerie führt die Besucher von den frühen Werken im impressionistischen Stil über die surrealistische und klassische Periode bis zu den Meisterwerken des unverkennbaren Dali-Stils. Die berühmten zerfließenden Uhren, Doppelbilder und monumentalen Gemälde sind die Highlights des Museums. Neben den Kunstwerken steht auch das exzentrische Leben Dalis, eines der größten Künstler des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt der Ausstellung. Seit unserem letzten Besuch ist das Museum in eine architektonisch sehr raffiniertes Gebäude umgezogen: Zwei geschwungene Glaskörper durchbrechen die Fassade und erlauben interessante Ein- und Ausblicke. Nach gut zwei Stunden verlassen wir nicht nur begeistert, sondern aufgrund der Audioguides auch bestens informiert das Museum. Wir fahren hinunter bis zum Mullet Key, dem südlichen Ende der Inselkette, wo wir im Fort De Soto Park übernachten wollen. Wir bekommen einen Stellplatz, umgeben von Palmen und dichter Vegetation. Es hat aufgehört zu regnen und wir unternehmen einen Rundgang über den Campingplatz. Dabei können wir mehrere Reiher beobachten, die teilweise ihre Scheu vor Menschen komplett verloren haben. Was für ein Genuss wieder inmitten schöner Natur zu übernachten, anstatt auf einem engen, kommerziellen Campingplatz mit zudem etwas seltsamen Nachbarn. Der Fort De Soto Park gehört aufgrund seiner Lage auf einer schmalen Insel sicherlich zu den schönsten Campingplätzen in Florida. Wir haben unseren Stellplatz gleich für zwei Nächte reserviert, so dass wir genug Zeit für unsere Erkundungen haben. Am Abend fängt es wieder an zu regnen und in der Ferne grummelt ein Gewitter - hoffentlich wird das Wetter morgen wieder besser.

Samstag, 15.12.2018: In der Nacht nehmen Gewitter, Sturm und Regen noch einmal richtig Fahrt auf und auch am Morgen regnet es immer noch. Wir machen uns auf dem Gulf Boulevard über Long Key, Boca Ciega und Madeira Beach auf den Weg zum Wagonwheel Flea Market, 7801 Park Boulevard (Highway 694). Der seit 1966 betriebene Flohmarkt bietet auf 2.000 Ständen alles was man sich vorstellen kann. Jedes Wochenende öffnet dieser riesige Flohmarkt seine Tore. Vor 22 Jahren hat uns das Angebot dieses Marktes sehr gut gefallen, heute wird er mehr von chinesischem Plastikramsch geprägt und hat eindeutig an Qualität verloren. Etwas enttäuscht fahren wir noch einmal in die Innenstadt von St. Petersburg und besuchen das Museum of Fine Arts. Die Highlights der permanenten Ausstellung sind europäische Impressionisten (Monet, Renoir, Cézanne, Rodin, Gauguin u.a.) und Werke bekannter amerikanischer Künstler (Moran, O’ Keeffe, Tiffany u.a.). Daneben präsentiert man auch Stücke aus der Antike, afrikanische und indianische Kunstwerke sowie historische Fotos. Etwas Besonderes ist die Sonderausstellung mit von Jean Schlumberger für Tiffany & Co entworfenen Schmuckstücken. Schlumberger hat sich bei seinem Schmuck von den Formen der Natur inspirieren lassen, besonders von maritimer Fauna und Blumen. Über 30 Jahre dauerte die Zusammenarbeit mit Tiffany. Im Soreno Park neben dem Museum findet heute eine Art Show statt, die wir uns auch noch ansehen. Viele Kunsthandwerker stellen hier ihre zum Teil sehr beeindruckenden Werke aus. Nach so viel Kultur zieht es und zurück in die Natur. Wir fahren zurück zum Fort De Soto Park, stärken uns im Auto mit einem leckeren Eis und gehen auf die gut 150 m lange Bay Pier hinauf, die in die Tampa Bay hineinragt. Hier können wir Pelikane, Reiher, Möwen und einen Delphin beobachten. Von der Pier aus haben wir einen schönen Blick auf die Sunshine Skyway Bridge, die die Tampa Bay überspannt und St. Petersburg und Bradenton miteinander verbindet. Die Brücke ist über 20 km lang und die Fahrbahn befindet sich an der höchsten Stelle 19 Stockwerke über der Wasseroberfläche. Den gut 300 m langen Gulf Pier, der in den Golf von Mexico hineinragt, heben wir uns für morgen auf, gehen hier aber ein Stück am Strand entlang und sammeln ein paar Muscheln. Der Rückweg zum Auto führt uns an dem 1898 erbauten Fort De Soto auf der Spitze des Mullet Key vorbei, das dem Park seinen Namen gegeben hat. Das Fort wurde zum Schutz der Tampa Bay während des spanisch-amerikanischen Krieges erbaut, die Kanonen wurden jedoch nie abgefeuert. Schließlich machen wir es uns auf unserem schönen Stellplatz im Auto gemütlich.

Sonntag, 16.12.2018: Wir sind recht früh wach und so sind wir schon vor 09:00 Uhr startklar. Bei herrlichem, sommerlich warmen Wetter mit blauem Himmel fahren wir zunächst zum North Beach und unternehmen einen ausgedehnten Strandspaziergang. Dabei können wir Reiher und eine ganze Schar weißer Pelikane beobachten und sammeln wieder einige Muscheln. Der schneeweiße Strand mit seinen Palmen läßt ein echtes „Sommer-Gefühl“ aufkommen. Wir gehen auf den 300 m langen Gulf Pier hinauf und genießen die herrliche Aussicht auf die Sunshine Skyway Bridge und Egmont Key mit seinem kleinen Leuchtturm. Wir verlassen den Park und fuhren über die Sunshine Skyway Bridge weiter in Richtung Süden. Von der Brücke bietet sich ein phantastischer Blick, da sich die Fahrbahn an der höchsten Stelle 19 Stock- werke über der Wasseroberfläche befindet. Von Bradenton aus nutzen wir wieder die Nebenstraßen auf den vorgelagerten Inseln Anna Maria Island, Longboat Key und Lido Key. Auf Anna Maria Island gehen wir ein Stück am Strand von Coquina Beach spazieren. Dem sehr touristischen Sarasota schenken wir keine Beachtung und fahren ins Landesinnere zum Myakka River SP, einem der größten Naturschutzgebiete Floridas, das östlich von Sarasota am Highway 72 liegt. Am Myakka River gelegen, bietet es mit seinen Seen, Sümpfen und kleinen Wäldchen eine Vorstellung vom ursprünglichen Landschaftsbild Floridas und ist die Heimat zahlreicher Tiere. Wir sichern uns einen Stellplatz auf einem der Campingplätze des Parks und beschließen noch an der um 17:00 Uhr startenden Bootstour auf dem Upper Myakka Lake teilzunehmen. So fahren wir direkt zum Bootsanleger, essen noch ein Sandwich und gehen an Bord. Direkt am Bootsanleger liegen drei Alligatoren am und im Wasser und wir können zahlreiche Geier, Reiher und zwei der seltenen Rosa Löffler beobachten. Währen der 45-minütigen Bootsfahrt sehen wir weitere Reiher, einen Waldstorch und zahlreiche Alligatoren. Noch auf dem See erleben wir einen schönen Sonnenuntergang. Im Dunkeln erreichen wir unseren Stellplatz, richten uns ein und essen etwas später als sonst zu Abend. Ein langer, erlebnisreicher und wunderschöner „Sommertag“ geht damit zu Ende. Hoffentlich bleibt uns dieses traumhafte Wetter weiterhin erhalten.

Montag, 17.12.2018: Auch heute scheint wieder die Sonne, allerdings lässt ein kalter Wind es deutlich kühler erscheinen als gestern. So bleiben die Hosenbeine heute angezippt. Wir beginnen mit der Erkundung des Parks an der Brücke über den Myakka River, wo wir einige Wasservögel beobachten können. Ein kurze r Wanderweg führt uns zunächst zum Canopy Walkway. Eine Schwingbrücke führt hier über 26 m Länge in knapp 8 m Höhe durch den Wald und ein Aussichtsturm bietet in fast 23 m Höhe einen Blick über die Baumwipfel auf das Parkgebiet. Der anschließende Nature Trail führt uns wieder einmal durch eine urwaldähnliche Vegetation und wir können einige Hirsche beobachten. Ein Holzsteg führt hinauf auf den Upper Myakka Lake und wir haben das Glück zwei Sandhill Cranes eine Zeit lang beobachten zu können. Am Clay Gully, einem kleinen Zufluss zum Upper Myakka Lake, gehen wir ein Stück am Ufer entlang sehen einen Kormoran, der gerade sein Gefieder trocknet. Am Bootsanleger stärken wir uns in der Myakka Outpost mit Alligator Bites (frittiertem Alligatorfleisch mit Kartoffelchips) und nutzen das WLAN zum Laden der Zeitung, für E-Mails und WhatsApp. Anschließend gehen wir am Südufer des Upper Myakka Lake entlang bis zum Abfluss des Myakka River. Hier können wir Schwarzgeier, Reiher, einen Waldstorch und mehrere Alligatoren beobachten. Die Rosa Löffler sind leider außerhalb der Reichweite unserer Brennweiten. Für den Besuch der Deep Hole, eines Tümpels im südlichen Parkbereich, in dem sich sehr viele Alligatoren aufhalten sollen ist es uns jetzt zu spät. Für die gut 6 km lange lange Wanderung muss man sich bei den Rangern eine Genehmigung holen. So verlassen wir den Park und fahren zurück an die Küste. Auf der kleinen Insel Siesta Key finden wir auf dem Turtle Beach Campground einen schönen Stellplatz direkt am gleichnamigen Strand, wenn auch recht teuer (67,20 $). Wir nutzen die Gelegenheit für einen ausgiebigen Strandspaziergang am Turtle Beach, bei dem wir den Kite-Surfer zusehen. Durch den Wind ist es für ein Bad im Golf von Mexico leider zu frisch. Nach einer Verschnaufpause im Camper gehen wir zum Sonnenuntergang noch einmal zurück an den Strand. Wir erleben ein unglaubliches Farbspektakel über dem Golf von Mexico. Allein für diesen Sonnenuntergang hat sich die Gebühr für den Campingplatz bezahlt gemacht.

Dienstag, 18.12.2018: Der kalte Wind hat sich über Nacht verzogen und bei herrlichem Wetter beginnen wir den Tag mit einem weiteren Strandspaziergang am Turtle Beach. Anschließend verlassen wir Siesta Key und fahren nach Venice Beach. Venice wird als Shark Tooth Capital von Florida bezeichnet und wir reihen uns in die Schar der Suchenden ein. Es bleibt bei ein paar Muscheln und einem schönen Spaziergang am Strand, keine Haizähne. Wir nutzen das herrliche Wetter, ziehen uns im Auto um und nehmen ein erfrischendes Bad im 19 Grad warmen Golf von Mexico - großartig. Nach einer Mittagspause geht es weiter südwärts, zunächst auf dem Highway 41, dem Tamiami Trail (Tampa-Miami Trail), später auf der Interstate 75. Südlich von Fort Myers erreichen wir die Koreshan SHS, wo wir übernachten wollen. Da die vergleichsweise günstigen Campingplätze der State Parks aber auch bei den Snowbirds sehr beliebt sind, ist hier alles ausgebucht. So müssen wir auf einen privaten Campingplatz ausweichen, um für den Besuch der beiden Inseln Sanibel und Captiva einen guten Ausgangspunkt zu haben. Auf dem Woodsmoke Camping Resort, das mit dem Slogan „Where Summer spends the Winter“ wirbt, werden wir nach nur wenigen Kilometern fündig. Telefonisch reservieren wir uns für morgen einen Platz in der Koreshan SHS, da das direkt vor Ort nicht mehr geht (es lebe die Zentralisierung). Auf einem Rundgang über den Platz sehen wir uns die riesigen Camper der Snowbirds an. Sie sind von der Größe eines Linienbusses, haben teilweise Anhänger, die dann den Jeep und das Motorrad enthalten. Der Größenwahn wird hier immer schlimmer. Bis zum Sonnenuntergang können wir noch draußen sitzen.

Mittwoch, 19.12.2018: Der Tag ist zwar nicht ganz so strahlend schöne wie gestern, aber immer noch sommerlich warm. Unser einziges Ziel für heute sind die beiden vorgelagerten Inseln Sanibel und Captiva, die über eine Brücke mit dem Festland verbunden sind. Vorbei an luxuriösen Anwesen und durch üppige subtropische Vegetation, die ein wenig an die Südsee oder Hawaii erinnert, führt eine Durchgangsstraße über die ganze Länge der Insel bis Captiva Island. Berühmt sind die beiden lang gestreckten Inseln vor allem wegen der zahllosen Muscheln, die mit jeder Flut an den flachen Stränden angeschwemmt werden. Hier verdient sich die Region ihren Spitznamen "Shell Coast" zu Recht. Rund 400 Muschelarten kommen vor und machen Sanibel und Captiva zu einem Mekka der Muschelsammler. Auf Sanibel wirkt alles sehr dezent, sogar die sonst allgegenwärtige Infrastruktur aus Tankstellen, Fast Food Restaurants und Shopping Zentren. Für den "einfachen" Besucher ist es allerdings etwas schade, dass die Küstenlinie größtenteils in privatem Besitz ist und die wenigen Public Beaches nur sehr wenig Parkraum bieten. Auf Captiva ist der öffentliche Strandzugang noch weiter eingeschränkt und auch die Parkplatzsituation ist die gleiche wie auf Sanibel. Die von Mangroven überwucherte Landseite von Sanibel Island ist fast vollständig im J.N. "Ding" Darling NWR unter Schutz gestellt. Auf mehr als 2.000 ha Fläche dehnt sich dort eine unberührte Urlandschaft aus mit kleinen Lagunen und Wasserläufen, in denen Alligatoren zu finden sind. Auf dem 6,4 km langen Wildlife Drive lassen sich zahlreiche Wasservögel beobachten, darunter die seltenen Rosa Löffler, Reiher, Pelikane und rund 200 weitere Vogelarten. Der Park verdankt seinen Namen einem politischen Karikaturisten und Pionier der Naturparkbewegung namens Jay Norwood Darling, der seine Karikaturen mit "Ding" signierte. Wir beginnen unseren Besuch der beiden Inseln mit diesem Naturpark und können viele Wasservögel beobachten. Mit vielen Fotostopps sind wir über drei Stunden auf dem Wildlife Drive unterwegs. Danach fahren wir auf der Durchgangsstraße bis nach Captiva, wo wir am Turner Beach ein Stück am Strand entlang gehen und einige Muscheln sammeln. Zum Abschluss sehen wir uns das ebenfalls zum J.N. "Ding" Darling NWR gehörende Gebiet Bailey Tract an, in dem zahlreiche Alligatoren zu finden sein sollen. Der Wasserstand in den verschiedenen Ponds ist sehr niedrig und wir können Alligator entdecken. Nach einem erlebnisreichen Tag verlassen wir die Inseln und fahren zu unserem reservierten Stellplatz in der Koreshan SHS. Die Erkundung des Parks verschieben wir auf morgen, da es dafür heute schon zu spät und wir zu erschöpft sind.

Donnerstag, 20.12.2018: In der Nacht fängt es an zu regnen und der Tag begrüßt uns trocken, aber mit stürmischem Wind. Bevor wir die Koreshan SHS wieder verlassen, sehen wir uns das Koreshan Settlement, die Überreste der Siedlung einer Religionsgemeinschaft an. Dr. Cyrus Teed hatte 1869 in seinem Labor eine Erleuchtung, die siebzehn Jahre später zur Gründung einer Gemeinschaft führte, deren soziales und ideologisches Weltbild sich von dem der normalen Gesellschaft unterschied. Er übersetzte seinen Vornamen ins Hebräische und führte als "Koresh" seine Anhänger 1894 von Chikago an das Ufer des Estero River in Südflorida. Hier gründete er sein "New Jerusalem", von dem er glaubte, dass einmal bis zu 10 Millionen Koreshans hier leben würden. Die Koreshan-Bewegung basierte auf der Idee gemeinschaftlichen Zusammenlebens und gemeinschaftlichen Eigentums sowie auf dem Glauben an Dr. Teeds religiöse und wissenschaftliche Theorien und der kommunistischen Vorstellung, dass jedes Mitglied zum Wohle der Gemeinschaft arbeiten müsse. Als der Religionsgründer Koresh Teed, der sich selbst für unsterblich hielt, 1908 im Alter von 69 Jahren starb, begann seine Bewegung auseinander zu brechen. Die letzten vier Mitglieder schenkten 1961 ihre Siedlung dem Staat Florida mit der Auflage, das Gelände zur Erinnerung an Dr. Cyrus Teed zu erhalten. Einige Gebäude wurden inzwischen renoviert und erscheinen heute wieder so, wie in den Anfangsjahren des letzten Jahrhunderts. Nach einem letzten Großeinkauf und Nutzung des Supermarkt-WLAN für Zeitung, Mail und WhatsApp, verlassen wir die Küste und fahren ins Hinterland. Unser Ziel ist das Corkscrew Swamp Sanctuary, ein 43 km2 großes Naturschutzgebiet unter der Verwaltung der Audubon Society und liegt ungefähr 25 km westlich von Immokalee. Die Zypressen in diesem Park, dem größten Zypressenwald der USA, sind zum Teil über 700 Jahre alt und damit die ältesten Bäume im östlichen Nordamerika. Ein ca. 3 km langer Boardwalk führt durch dieses Schutzgebiet, in dem neben den riesigen kahlen Zypressen, Farnen und Schlingpflanzen auch zahlreiche Tiere zu beobachten sind. Während unserer großen Nordamerika-Reise vor 22 Jahren waren wir gleich zweimal hier und konnten bei jedem Besuch zahlreiche Tiere beobachten. Heute kommt uns der Swamp zum einen sehr trocken vor und es gibt auch kein einziges Tier zu entdecken. Dann erwischt uns auch noch ein Gewitter mit Starkregen, so dass wir uns uns zunächst bei einer überdachten Bank unterstellen. Nach 20 Minuten geben wir den Versuch des Abwartens auf und machen uns im strömenden Regen auf den Rückweg. Schließlich sind wir nass bis auf die Haut wieder im Auto, dass aufgrund der geöffneten Dachluken auch nicht ganz schadlos davon gekommen ist. Wir legen erst das Auto so weit möglich trocken, ziehen uns dann trockene Sachen an und machen auf den Weg gen Süden. Es regnet immer weiter, der Sturm hat aber nachgelassen. An der Zufahrtstrasse nach Marco Island beziehen wir auf einem KOA Campingplatz Quartier, da wir unser Wäsche waschen wollen. Trotz 10% Discount werden für eine Übernachtung 93 $ fällig - ein stolzer Preis. Wir packen unser Wäsche in die Waschmaschine, nehmen trotz Regen ein entspannendes Bad im Spa des Parks und laden dann die Wäsche um. Dank Kabelfernsehen erfahren wir, dass Sanibel Island und Fort Meyers von Überschwemmungen und Sturmschäden getroffen wurden. Uns hat es offensichtlich nur am Rande erwischt, so dass wir noch einmal Glück gehabt haben. Wir sehen uns Weihnachtsfilme im Fernsehen an und machen es uns im Auto gemütlich. Die Aussichten für die nächsten Tage sind wieder besser: Morgen noch ein paar Schauer und dann wieder sonnig und warm. Hoffen wir das Beste.

Freitag, 21.12.2018: Bei einem Walmart kaufe ich mir drei T-Shirts und wir tanken den Camper auf. Auf unserem Weg auf dem Tamiami (Tampa-Miami) Trail kommen wir durch die Big Cypress National Preserve, eines der letzten Rückzugsgebiete des vom Aussterben bedrohten Florida-Panthers. Auf dem Highway 41 können wir von der Straße aus Wasservögel und Alligatoren beobachten. In Ochopee sehen wir uns das kleinste Post-Office der USA an, das direkt am Highway 41 liegt. Wir halten am H. P. Williams Roadside Park und können auch hier Alligatoren, Vögel und Schildkröten beobachten. Im Kirby Storter Roadside Park machen wir eine Mittagspause, sitzen einen kurzen Schauer aus und gehen dann auf einem Bohlenweg ein Stück in die unberührte Natur hinein. Auch hier können einige Vögel auf die Speicherchips der Kameras bannen. Die Straße führt dann am Nordrand des Everglades NP entlang und bietet beim Shark Valley Information Center die Möglichkeit in diese subtropische Wildnis einzudringen. Hier beginnt eine 24 km lange Ringstraße, die nur für die von der Parkverwaltung eingesetzten Tram-Bahnen, Radfahrer und Fußgänger zugänglich ist. Vor dem Parkeingang ist eine lange Autoschlange und wir müssen fast zwanzig Minuten warten, bis wir endlich unseren Eintritt in den Nationalpark (25 $ für 7 Tage) bezahlen können. Durch die Wartezeit verpassen wir die Tram um 14:00 Uhr und die eine Stunde später startende ist uns zu spät. Nach der zweistündigen Tour wäre es schon fast dunkel und wir haben noch keinen Platz für die Nacht. So machen wir uns zu Fuß auf den Weg und können am Wegesrand einige Alligatoren, darunter auch ein Nest mit Jungtieren, eine Schlange, einige Schildkröten und diverse Wasservögel beobachten. Wir fahren dann auf dem Tamiami Trail wieder ein Stück zurück in westlicher Richtung und können von der Straße aus weitere Alligatoren und Wasservögel in dem parallel zur Straße verlaufenden Kanal beobachten. Im Big Cypress National Preserve finden wir auf dem Midway Campground einen schönen Platz für die Nacht, der sogar über einen Stromanschluss verfügt. Zu Fuß gehen wir noch ein Stück am Tamiami Trail entlang und sehen weitere Vögel und Alligatoren.

Samstag, 22.12.2018: Wir fahren noch einmal zum Shark Valley. Der Park ist aufgrund eines Government Shutdown zwar offen, aber ohne Service und Eintritt. Wir nutzen die von einem Konzessionär betriebeneTram (25 $ pro Person) für die Rundfahrt durch den Park. Somit hat die Ausgliederung dieser Leistungen aus dem Nationalparkservice in private Hände auch mal einen Vorteil. Die Reise führt zu einem 20 m hohen Observation Tower mit einer Aussicht auf das, was dem Park seinen Namen gegeben hat: sumpfige Wiesen (glades), die sich ewig (ever) fortsetzen. An diesem Turm sehen wir Alligatoren, ein Krokodil, Anchingas, Reiher und Fische. Auf der gesamten Strecke durch dieses Strömungsgebiet zwischen dem Lake Okeechobee und dem Meer sehen wir neben zahlreichen Vögeln sehr viele Alligatoren am und zum Teil auch auf dem Weg. Dieser Tierreichtum und das herrliche Wetter machen diese Tour zu einem wunderschönen Erlebnis. Auf unserer langen Reise haben wir diese Runde zweimal mit unseren eigenen Fahrrädern zurückgelegt, was noch einmal schöner ist, da man selbst die Stopps bestimmen kann. Von Shark Valley aus fahren wir dann bis nach Florida City südlich von Homestead am Hauptzugang zum Everglades NP. Bei Robert is Here, vor 22 Jahren noch ein kleiner Stand mit Früchten und Honig, heute ein großer Laden mit Milchshakes und „Erlebnisgarten“, stärken wir uns mit einem leckeren Milchshake. Auch der Hauptteil des Everglades NP wird heute nur von einer Notbesetzung betrieben. Im Ernest F. Coe Visitor Center erkundigen wir uns nach den Campingmöglichkeiten. Der Volunteer-Ranger versucht für uns noch den Campingplatz in Flamingo am Südende der Parkstraße zu erreichen, was aber nicht klappt. Am Campingplatz von Long Pine Key, wenige Kilometer hinter dem Parkeingang, nimmt die Dame im Büro Kontakt mit dem Campingplatz in Flamingo auf und bestätigt uns auch dort noch freie Plätze. Die Main Park Road (Highway 9336) verbindet den Haupteingang südwestlich von Florida City mit Flamingo an der Florida Bay. Von dieser Straße aus führen mehrere Lehrpfade in die Sümpfe, so dass man die verschiedenen Vegetationszonen des Parks gut erkunden kann. Wir fahren ohne weiteren Stopp durch bis zum Ende der Parkstraße in Flamingo und verschieben die Erkundung des Parks auf morgen. Wir bekommen sogar noch einen Stellplatz mit Stromanschluss und machen uns nach einer Kaffeepause zu Fuß auf den Weg. Auf dem teilweise durch den Sturm der letzten Tage überfluteten Guy Bradley Trail gehen an der Floriday Bay entlang zum Hafen von Flamingo. Wir können Reiher und Geier und am Hafen auch noch einen Osprey beobachten. Entlang der Parkstraße gehen wir zurück zum Campingplatz und werfen noch einen Blick auf den Eco Pond. Die gewaltigen Sumpfgebiete der Everglades sind die letzte große Wildnisregion im Ostteil der Amerikas und die größte subtropische Wildnis der USA, die fast die gesamte südliche Spitze Floridas einnimmt. Der Park umschließt eine Fläche von 6.104 km2 an der Südspitze der Everglades. Die Indianer nannten die Sümpfe Pa-hay-okee, was "Fluss aus Gras" bedeutet. Tatsächlich sind die Everglades eigentlich ein gewaltiger Fluss, 80 km breit, 160 km lang aber nur wenige Zentimeter tief, der mit nur ganz wenig Gefälle über porösem Kalkstein vom Lake Okeechobee nach Süden in die Florida Bay fließt. Diese Naturlandschaft aus Sumpfwiesen mit dschungelartigen Bauminseln (Hammocks) und Mangrovensümpfen ist ein Refugium für 700 Pflanzen-, 300 Vogel- und zahlreiche Tierarten. Doch dieses Naturparadies ist in Gefahr: Einst floss das Wasser, Lebensspendendes Element dieses Ökosystems, vom Lake Okeechobee ungehindert südwärts. Aber mit der Erschließung und Besiedlung Südfloridas wurde Wasser zunehmend in Siedlungen und große Farmen abgeleitet, die Feuchtlebensräume im Park gingen zurück, weil nicht genügend Wasser in die Everglades gelangte. Heute sind die Everglades nur noch ein magerer Rest dessen, was sie einst waren. Durch die massiven Eingriffe des Menschen in dieses sensible System sind bereits 90 Prozent der Stelzvögel verschwunden und Manatee, Amerikanisches Krokodil und Florida-Panther sind selten geworden oder stehen kurz vor der Ausrottung. Seit der Gründung des Nationalparks 1947 und besonders in den letzten Jahrzehnten wurde einiges zur Erhaltung der Everglades getan. Ob diese Maßnahmen Erfolg haben werden und das einzigartige Ökosystem zu retten ist, wird aber erst die Zukunft zeigen.

Sonntag, 23.12.2018: Auch ist es wieder schön und sommerlich warm. Wir fahren jetzt auf der Parkstraße nordwärts und nehmen diesmal einige der Sehenswürdigkeiten am Straßenrand mit. Am Mrazek Pond, einem bei Ornithologen und Fotografen sehr beliebten Teich nördlich von Flamingo, können wir Reihern, Ibissen, Kormoranen und beim Fischen zusehen und einen Alligator aus nächster Nähe beobachten. Auch am West Lake und am Nine Mile Pond halten wir Ausschau nach Vögeln und Alligatoren. Am West Lake gehen wir zudem auf einem Bohlenweg zum See. Das letzte Stück des Weges ist bei einem der letzten Stürme zerstört worden und liegt jetzt noch als Mahnmal im See. Wir fotografieren und filmen die verschiedenen Blumen am Wegesrand. Am Pay-hay-okee Overlook haben einen Überblick über die weite Landschaft des "Fluss aus Gras". Der Mahogany Hammock Trail (800m) führt uns in ein üppiges Hartholz-Laubwaldgebiet. Der größte lebende Mahagonibaum in Nordamerika ragt hier zwischen seltenen Paurotispalmen, Würgefeigen und Waldhyazinthen empor. Besonders interessant sind der Anchinga und der Gumbo Limbo Trail, die beide beim Royal Palm Visitor Center beginnen. Der 800 m lange Anchinga Trail führt als Boardwalk über einen Süßwasserkanal in dem Alligatoren, Schildkröten, Fische, Stelzvögel und die Namen gebenden Schlangenhalsvögel (Anchingas) heimisch sind. Die lang gezogenen Knochenhechte können sogar Trockenzeiten in einem Schlammloch überstehen, weil sie eine einfache Lunge besitzen. Leider ist der Weg aufgrund der Weihnachtsferien sehr überlaufen. Der ebenfalls 800 m lange Gumbo Limbo Trail führt zu einem Hammock mit tropischen Laubbäumen, darunter Gumbo Limbos und Würgefeigen. Der Gumbo Limbo wird wegen seiner rot abschuppenden Haut auch "Touristenbaum" genannt. Wir fahren auf der gleichen Strecke zurück, auf der wir gestern gekommen sind. Schließlich biegen wir dann auf den Highway 27 zum Lake Okeechobee ab. Dieser riesige, relativ flache Süßwassersee, mehr als dreimal so groß wie der Bodensee, ist das Herzstück Südfloridas und die Heimat zahlloser Vögel. Wir übernachten in South Bay auf einem Campingplatz direkt am Ufer des Sees, der weitestgehend eingedämmt ist und deshalb wenig Aussichtsmöglichkeiten bietet. Über das WLAN-Netz des Campingplatzes reserviere ich für die nächsten beiden Nächte einen Stellplatz im Highlands Hammock SP. Der Versuch einen Film aus der ZDF-Mediathek zu sehen scheitert an der mangelnden Bandbreite und nach einigen Unterbrechungen geben wir schließlich auf.

Montag, 24.12.2018: Mit Ausnahme von einem Tankstopp in Clewiston fahren wir ohne Unterbrechung auf dem Highway 27 nordwärts zu unserem nächsten Ziel, dem Highlands Hammock SP in der Nähe von Sebring. Direkt hinter der Parkgrenze werden wir von einem Armadillo am Straßenrand begrüßt. Als wir anhalten und zum Filmen und Fotografieren austeigen, verschwindet das Gürteltier leider sehr schnell im Gebüsch. Da es noch nicht 13:00 Uhr ist, können wir noch nicht auf unseren im Internet reservierten Stellplatz, sondern fahren erst einmal in den Park hinein. Wir machen eine Mittagspause und gehen ein Stück auf dem Hickory und Fern Garden Trail. Neben der üppigen Vegetation können wir auch eine Schildkröte beobachten. In diesem Park befinden sich mehrere "hammocks", Bauminseln, die das sie umgebende Feuchtgebiet überragen, ein Zypressensumpf und weites Marschland. Das Parkgebiet wurde 1931 von einer Bürgergemeinschaft gekauft und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Durch diese Eigeninitiative konnte die geplante Umwandlung dieses Gebietes in Farmland verhindert werden. Als 1935 das Florida State Park System gegründet wurde, wurde der Highlands Hammock SP einer der vier ersten Parks. Das Civilian Conservation Corps hat dann die weitere Erschließung des Parks vorangetrieben. Ein Rundkurs führt durch den Park und ermöglicht den Zugang zu acht verschiedenen Nature Trails, die teilweise auf Holzstegen durch die Sumpfgebiete und tropische Urwaldvegetation führen. Wir haben den Campingplatz gleich für zwei Nächte reserviert, damit wir den Park in aller Ruhe erkunden können. Nachdem wir unseren Platz bezogen haben, machen wir uns noch einmal zu Fuß auf den Weg. Wir sehen uns die Leihfahrräder am Hammock Inn an, es ist aber nichts für meine Größe dabei. Hier gibt es ein WLAN-Netz, dass wir für E-Mails und WhatsApp-Nachrichten nutzen. Vom Campingplatz gehen wir auf dem Allen Allvater Trail durch einen lichten Kiefernwald und treffen auf dem Weg auf eine weitere Schildkröte, die sich auch recht geduldig von uns filmen und fotografieren läßt. Mit einem Selfie an einem Happy Camper Schild und vor unserem Wohnmobil beenden wir den ersten Rundgang durch diesen schönen Park. Nach dem leckeren Weihnachtsessen (Filetsteak) ist endlich Bescherung und wir packen das Geschenk von Margie und Lothar aus: Jetzt haben wir auch einen kleinen, selbst gemachten Weihnachtsbaum. Bei einer Runde über den Campingplatz bestaunen wir die weihnachtliche Beleuchtung der anderen Camper. Wir beenden den Heiligabend mit einem Film aus unserem iPad-Kino.

Dienstag, 25.12.2018: Nach dem Ausschlafen machen wir uns auf den gut 6 km langen Rundweg durch den Park. Am Hammock Inn nutzen wir wieder das WLAN zum Lesen von E-Mails und WhatsApp-Nachrichten. Die schmale Einbahnstraße und die verschiedenen Nature Trails führen in ein ursprüngliches Florida, wie es leider nur noch an sehr wenigen Stellen erhalten geblieben ist. Einzige Ausnahme von dieser Natürlichkeit ist ein Orangenhain, den ein früher Siedler in diesem Gebiet angepflanzt hat und dessen Bäume voller Früchte sind. Außer uns sind nicht sehr viele Besucher auf den Wegen unterwegs, so dass nicht überlaufen ist. Die dichte und feuchte Urwaldvegetation bietet eine himmlische Ruhe, nur unterbrochen von den Geräuschen der verschiedenen Tiere. Wir beginnen mit dem Young Hammock Trail und folgen dann dem Hinweis von einem netten Paar auf Fahrrädern, der uns zu einer Brücke auf der Country Road 634 führt. Hier können wir drei Alligatoren und zwei Reiher beobachten. Auf dem Cypress Swamp Trail, der auf Holzstegen durch einen Zypressensumpf führt, entdecken wir einen kleinen Alligator. Der Ancient Hammock Trail bietet uns keine Tierbegegnungen und der Fern Garden Trail beschert uns dann noch eine Schildkröte. Der Highlands Hammock SP bietet wirklich ein einmaliges Naturerlebnis und seine gute Zugänglichkeit macht ihn dabei natürlich besonders reizvoll. Als wir noch einmal am Hammock Inn Station machen, können wir eine zeit lang ein Armadillo aus nächster Nähe bei der Futtersuche beobachten, ohne dass es sich durch uns gestört gefühlt. Ein kurzer Abstecher führt uns nach Sebring, wo wir bei einem Pizza Hut essen wollen, der aber leider heute geschlossen hat. So geht es zurück zum Campingplatz und wir können noch draußen sitzen und lesen, bis es uns zu kühl wird. Statt Pizza gibt es Nudeln zum Abendessen.

Mittwoch, 26.12.2018: Den Stau an der Dump-Station umgehen wir mit einem weiteren Stopp am Hammock Inn, wo wir noch einmal einen Blick in unsere E-Mails und WhatsApp-Nachrichten werfen. Nachdem wir entsorgt haben, folgen wir dem Highway 27 nordwärts. Bei einem Publix kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten ein, machen auf einem Parkplatz eine Mittagspause und erreichen am frühen Nachmittag den Lake Griffin SP nördlich von Leesburg. Leider findet im Moment kein Kanuverleih statt, da der Bootssteg erneuert wird. So es nichts mit der geplanten Paddeltour auf dem Dead River. Stattdessen machen wir uns zu Fuß auf den Weg und sehen uns den Mammoth Live Oak Tree an. Die zweitgrößte Eiche Floridas ist zwischen 300 und 500 Jahre alt. Am Ufer des Dead River setzen wir uns auf eine Bank, sehen uns die schönen Spieglungen der Bäume im Fluss an und beobachten einen Reiher, der am Ufer entlang wandert und sein Abendbrot fängt. Für die letzte Nacht haben wir uns zwei mögliche Campingplätze in Orlando ausgesucht, die nicht allzu weit von der El Monte Station entfernt liegen. Mit einem Film aus unserem iPad-Kino beenden wir den Tag.

Donnerstag, 27.12.2018: Noch in Leesburg halten wir bei einem Wohnmobil-Händler und sehen uns ein wenig um. Relativ Kleine Camper auf Basis des Mercedes Sprinter von der kanadischen Firma Pleasure Way machen einen sehr guten Eindruck. Als ein Verkäufer erscheint erfahren wir auch etwas über die Preise: Neu kosten die Fahrzeuge zwischen 150.000 und 170.000 Dollar, gebraucht um die 80.000. Die Wohnwagen, die wir uns ansehen sind zwar deutlich günstiger, aber so schwer, dass man einen Pick-Up-Truck als Zugmaschine benötigt. Außerdem bieten nur die großen Modelle (ab 24 Fuß) genügend Stehhöhe und Bettenmaße. Damit bleibt für eine längere Tour durch Nordamerika wohl doch nur die Alternative gebraucht von einem Vermieter zu kaufen oder das eigene Wohnmobil mitzunehmen. Ohne weitere Pause fahren wir nach Orlando und beziehen auf dem Winter Garden RV Resort unseren letzten Stellplatz dieser Reise. Von hier aus sind es nur knapp 20 km bis zur Station von El Monte. Wir nutzen unsere frühe Ankunft zum Waschen unserer Wäsche, was sich allerdings als ziemliche Abzocke herausstellt. Die Geräte arbeiten mit einer Karte, die man aus einem Automaten ziehen muss. Der Automat akzeptiert nur Scheine von 5 $ und mehr. Die Karte kostet 2 $ und da 3 $ nicht für Waschen und Trocknen reichen, müssen wir noch einmal 5 $ investieren. Nach Waschen und Trocknen verbleibt ein Guthaben von 4,8 $ und 2 $ Kartenpfand. Das Geld kann man sich aber nicht auszahlen lassen und der Betreiber des Platzes zeigt sich ebenfalls nicht kooperativ. Das ist echte Abzocke und grenzt an Betrug. Nach diesem Ärgernis unternehmen wir noch einen Bummel durch die Umgebung des Campingplatzes.

Freitag, 28.12.2018: Um 06:30 Uhr geht der Wecker. Nach dem Frühstück schmieren wir uns noch ein paar Bagel als Proviant. Die Sachen sind schnell gepackt und wir machen uns auf die letzten Kilometer zurück zu El Monte. Das Tanken gestaltet sich schwierig, da die Zapfsäulen die Kreditkarte nicht akzeptieren. Nach 1.488,5 Meilen (2.395,5 km) stellen wir den Camper wieder bei El Monte ab. Die Buchführung ist nach wir vor chaotisch, man erwartet uns erst am 28.01.2019 wieder zurück. Die Rückgabe klappt letztlich aber unproblematisch. Wir müssen noch etwas auf den Shuttle zum Flughafen warten, aber wir haben ja Zeit genug, da unser Flug erst um 19:45 Uhr startet. Am Flughafen bummeln wir zunächst noch durch den öffentlichen Bereich und essen unseren ersten Proviant zu Mittag. An der Sicherheitskontrolle müssen wir nicht lange warten und suchen uns dann im Bereich der Delta-Gates ein freies Plätzchen. Wir streamen den Film aus der ZDF-Mediathek zu Ende, den wir vor einigen Tagen angefangen haben. Ein Café Latte von Starbucks sorgt für eine Erfrischung und schließlich haben wir auch die lange Wartezeit überstanden und es geht endlich los. Der Flug ist sehr unruhig, teilweise muss der Service eingestellt werden. Da mein Bildschirm nicht funktioniert, lese ich und versuche dann etwas zu schlafen. Fast vier Stunden kann ich schlafend und dösend überbrücken.

Samstag, 29.12.2018: Eine halbe Stunde früher als geplant landen wir in Amsterdam. Der Spaziergang zum neuen Gate tut gut, nachdem wir über acht Stunden gesessen haben. Mit etwas Verspätung kommen wir los, verschlafen den ganzen, ebenfalls sehr unruhigen Flug und landen pünktlich in Hamburg. Unsere Koffer sind auch schnell da und so schaffen wir ohne Probleme den Kielius um 14:15 Uhr. Auch die 90-minütige Fahrt nach Kiel verschlafen wir fast vollständig. So kommen wir nicht ganz so übermüdet wie befürchtet, bei strömendem Regen in Kiel an und werden gleich von Brunhilde in Empfang genommen. Wir bekommen einen Apfelpunsch und Knabbereien zur Stärkung. Anschließend gehen wir zu Sky und kaufen die nötigsten Sachen ein. Nach einer Dusche fühlen wir uns schon wieder etwas menschlicher und versuchen noch ein wenig durchzuhalten, um besser in die Zeit hinein zu kommen.

Eine wunderschöne Reise liegt hinter uns. Nach dem hektischen und lauten New York haben wir die Ruhe in der Natur der State Parks von Florida sehr genossen. Sehr viele Tierbegegnungen und das warme, sommerliche Wetter haben ebenfalls zu einer gelungenen Tour beigetragen. Dem Shoppingwahn und Weihnachtstrubel in Deutschland zu entgehen hat uns auch sehr gut gefallen. Nach den Aufzeichnungen des iPhones sind wir in diesem Urlaub 164,8 km zu Fuß unterwegs gewesen.

Die Infrastruktur in den State Parks hat sich gegenüber unserer Reise von vor 22 Jahren deutlich verbessert: Es gibt jetzt überall Strom- und Wasseranschlüsse an den Stellplätzen und man steht nach wie vor in schöner Natur, abseits der Straßen. Florida ist allerdings auch noch voller geworden und besonders jetzt nach Weihnachten ist in den State Parks ohne vorherige Reservierung kaum etwas zu bekommen.

 
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